Geliebter Gottlieb! Mein Weible hat Heimweh, wirst Du denken, wenn Du die Träger siehst, ists wahr, ich kanns nicht leugnen, doch würde ich mich dadurch nicht bewegen lassen, die Leute zu schicken, hätte ich nicht noch andere Gründe, einmal und das ist die Hauptsache: weil nächste Woche Deine lieber W. ist (?), zum zweiten ists Br. Laisle recht lieb, daß ich sie fortschicke, weil sie so vor faullenzen bewahrt sind und zum dritten sinds ordentliche Leute, mit denen Du Dich nicht erzürnen darfst.

Deine beiden Briefchen erhielt ich gestern mittag; als ich gerade recht traurig an meiner Arbeit saß, kam zur hintern Thüre ein Mann herein, und brachte ein ganz dreckiches zusammen geknittertes Briefchen; als ichs gelesen hatte, kam einer zur anderen Thüre herein, u brachte ein zweites, ich dachte, nun ja, wenns so fortgeht, bekomme ich nimmer Heimweh.

Mir gehts gut, schlafe auch recht gut u fürchte mich nicht, aber mit Kockrotschen (= eine Art Ungeziefer) lebe ich beständig in Fehde.

Die Dienstboten sind recht ordentlich: Claus hält alle Abend Andacht, liest einen Abschnitt in der Bibel englisch, übersetzt es, u betet dann. Es freut mich recht.

Gestern ist eine von meinen Hühnern gestorben, u hat vorher noch ein Ei gelegt, Claus hat sie sezirt, um zu sehen, ob sie krank war. Er sagt das Blut sei ihr in den Kopf gekommen.

Den Leuten gebe ich jedem 3 Str.