Artikelaktionen
<< < > >>

Johann Gottlieb Christaller an Rathsschr. Ziegler :

Christaller muß die Formalitäten der Eheschließung aus der Ferne erledigen und schaltet dafür seinen Schwiegervater in Waiblingen ein

(Akropong, 31. Juli 1857)

M3,57 G C 5

<1>

Theurer Schwiegervater! Mit den Geschwistern Mohr u Locher senden wir einen Trauschein nach Hause, der wohl in Basel abgegeben u wahrscheinlich dem Stadtpfarramt Winnenden mitgetheilt wurde. Infolge davon wird die Errichtung einer Beibringens-Inventur verlangt werden. Wir wünschen dieselbe natürlich, privatim durch Sie gefertigt, u ich habe bereits eine Urkunde dafür entworfen des Inhalts, daß ich, da Kleider, Bücher u dergl. sich nicht zur Aufnahme eignen, nichts anzugeben habe als mein bei Herrn Seifensiedermeister Pfanda in Winnenden in Privatverwaltung stehendes elterliches Vermögen von 260 g (Gulden) oder etwas darüber, daß dagegen für die Ehefrau um der Gleichstellung mit ihren Geschwistern willen aufzunehmen sei, alles, was die Eltern zu Aussteuer, Bürgerrechtserwerbung und Baar auf sie verwandt haben, nach der Eltern eigener Angabe. Ich wollte aber, statt eine Urkunde von unserer Seite abzuschicken, lieber Ihnen zuvor schreiben darüber, da eine solche ohne amtliche Beglaubigung (und diese kostet bei dem Civilkommandanten in Brit. Accra 10 Sh 6 d), kaum angenommen werden u hernach doch noch eine Einwilligung oder Anerkennungs-Urkunde verlangt würde. Meinethalben dürfte die Sache im Anstand bleiben, bis unser Weg uns einmal nach Europa zurückführt.

<2>

So sehr wir wünschen, hier nützlich zu sein, gestalten sich doch vielleicht die Umstände so, daß ich in 1 1/2 bis 2 Jahren dazu kommen könnte; ich hoffe, daß ich in dieser Zeit eine genugsame Grundlage gewonnen habe für Weiterführung meiner Arbeit, wenigstens eines Haupttheiles derselben, zuhause, mit welcher Hoffnung ich übrigens jedenfalls den Wunsch nach nachheriger Rückkehr hieher verbinde. Sollte aber die baldige Übergabe einer Beibringungs-Beschreibung verlangt werden, so bitte ich Sie, für uns zu handeln, soweit es angeht oder uns wissen zu lassen, was von unserer Seite nöthig ist oder erfordert wird. Meine Unterschrift könnte vielleicht auch Herr Rathsschreiber Diener oder Stadtschultheiß Jenz in Winnenden beglaubigen. An Herrn Pfander werde ich auch schreiben, was ich leider bis jetzt nicht gethan habe. In der Hoffnung, daß Ihnen diese Sache nicht zuviel Mühe oder Unlust bereiten werde, bin ich der Mittheilung Ihrer Ansicht oder dessen was zu thun ist, gegenwärtig. Ihr herzlich ergebener Schwiegersohn J. G. Chr.

Fenster schließen