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Johann Gottlieb Christaller an Missionsfreunde:

Es scheint ein Entwurf zu sein zu einem größeren Schreiben an die heimischen württembergischen Missionsfreunde, worin Christaller seine Grundhaltung zur Mission näher erläutert

(Akropong, 30. April 1856)

M1,56 G C 1

<1>

Lobe den Herrn, meine Seele, u was in mir ist, seinen heiligen Namen; vergiß nicht, was er Dir Gutes gethan hat.

Diese Worte sprach ich öffentlich aus nicht lange vor meiner Abreise aus dem Vaterland, die nun bald 3 1/2 Jahre hinter mir liegt, es war am 7. Nov. 1852 in Backnang, und ich fange auch diesen Brief gerne mit demselben Zeugniß seiner unwandelbaren Treue an, denn unseren Gott loben, das ist ein köstlich Ding, solch Lob ist lieblich und recht.

<2>

Es fällt mir aber hiebei Missionar David Hinderer ein, der, von einer neuen Station (Ibadan) aus, einen Brief begann. 'Immer weiter, immer weiter in das feindliche Gebiet dringt das Häuflein Deiner Streiter, wo voran Dein Banner zieht', dann aber bemerkte, man müsse nicht denken, daß es ihm immer so freudig zu Muth sei, ja wenn er lauter 'David' wäre, aber er finde sich eben meist als 'Hinderer' um und um. Dennoch hat Jemand gesagt, man sollte ihn eher 'Förderer' heißen; aber ich finde, der rechte Förderer des Werks muß eben sein und ist der Herr unser Gott, und unter oder nächst ihm sind es die glaubigen Beter, auf deren Gebete gewiß mehr eigentliche Förderung des Missionswerkes kommt, als auf die Arbeit der Missionare.

<3>

Sagte doch einmal der vormalige Inspector W.Hoffmann: die größten Gegner (oder Hinderer) der Missionssache seien die Missionare selber, u ich kann nicht anderes als mich meines Theils unter diesen Ausspruch demüthigen u ihm Recht geben. So mußte ich mich, um gleich das Nächstliegende zu erwähnen, schon hundertmal schuldig geben u mir selbst Vorwürfe machen, daß ich immer wieder nicht dazu kam, Euch zu schreiben u das Meinige dazu beizutragen, daß Ihr der im Gehorsam des Herrn Befehl 'Gehet hin in alle Welt' bestehende Mission Eure Theilnahme bewahret u vermehret. Sofern meine Unterlassung aus meinem sündigen Zustande herkommt, habe ich die Sache mit dem Herrn, dem Sünderfreund u Heiland, dem Gutmacher unserer Versäumnisse u Verderbnisse, abzumachen. Vielleicht mußte er mich auch verhindern, daß ich nicht in Eitelkeit schrieb. Unsern Herzens Schaden ist eben verzweifelt böse nach menschlicher oder teuflisch verblendeter noch göttlich erleuchteter, sondern natürlich nüchterner Einsicht oder Vernunft müßte uns unser Verderben so unheilbar erscheinen, als die Umwandlung eines faulenden Apfels in einen guten, aber durch Gottes Macht können Dinge bewirkt werden, wie das Gehen eines Kamels durch ein Nadelöhr. Diese wiedergebärende u erneuernde Gottesmacht bewahre auch mich durch den Glauben zur Seligkeit.

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