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Gustav Rapp an Joseph Josenhans:

Neue Bemühungen in Fragen der Brautschau

(Eßlingen, 16. Juli 1856)

M1,56 Rapp

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Verehrtester Herr Inspector!

Die Gmünder haben es diesesmal uns Eßlingern überlassen, Ihnen Ihren werthen Brief v. 8. d.M. zu beantworten.

Mit Ihrer Meinung, Gottlieb solle eine etwas gebildetere u begabtere Frau haben, sind wir ganz einverstanden, aus welchem Grunde wir auch der Schreiberin des anonymen Briefes den Vorzug geben würden, sowohl vor der Frl. Ziegler, als auch vor der Frl. Kuhn; denn nicht nur schreibt erstere einen besseren Styl, sondern scheint uns überhaupt ein durchgebildeter Charakter zu sein. Auch möchte sie nach ihrer körperlichen Constitution, so weit sie darauf schließen läßt, nicht so übel zu Gottlieb passen.

<2>

Übrigens spricht aus jedem Ihrer Briefe so sehr die väterliche Sorge für Gottlieb, daß wir Ihnen mit aller Ruhe die Erledigung der Angelegenheit überlassen können u versichern Sie zum Voraus unserer Zustimmung. Hiemit wollen wir natürlich nicht sagen, daß wir der Sache los sein möchten, sondern wollen nur Ihnen die Initiative überlassen. Wir wollen Sie denn nicht nur mit unserem Gebete unterstützen, sondern auch Hände und Füße regen überall, wo Sie uns brauchen können. Ich habe hier sehr verschiedene Schritte als Werber für Gottlieb gethan; aber theils ging ich selber wieder zurück, theils wurde ich abschlägig beschieden. Wir zweifeln übrigens gar nicht daran, daß der Herr für seinen braven Gottlieb gewiß auch recht freundlich sorgen werde.

Im Anschluß werden Sie die uns gütigst mitgetheilten Papiere wiederfinden. Unser größter Dank dafür, sowie für alles, was Sie an unserem lb Gottlieb thun!

Wir Gmünder u Eßlinger Geschwister grüßen Sie u die hochverehrte Frau Inspector recht von Herzen Ihr ergebenster Rapp.

(Insp. Josenhans fügt unten an): Ich habe mich um den Namen der anonymen Schreiberin umgethan; bis jetzt aber noch keine Antwort erhalten. Es scheint, der Herr habe beschlossen, Dich ein wenig in der Geduld zu üben; denn ich glaube nicht, daß es mehr möglich ist, eine Braut mit den im September abgehenden Brüdern fortzubringen. Herzlich grüßend Josenhans, Basel 3. Aug. 1856.

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